Das Wunder von Hoofddorp
Frauen des JSV-Speyer gewinnen als erstes deutsches Team die europäische Vereinsmeisterschaft
Es war ein historischer Tag für den JSV Speyer: Die Frauenmannschaft des aktuellen deutschen Vizemeisters hat am Samstag in Hoofddorp bei Amsterdam völlig überraschend die Europäische Vereinsmeisterschaft gewonnen. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Team des JSV Speyer die europäische Bühne betrat, und die Mannschaft von Mannschaftschefin Nadine Lautenschläger und Trainer Ferenc Nemeth schaffte auf Anhieb das, was noch keine deutsche Frauenmannschaft zuvor gelang, nämlich den Titel zu holen. Ausgerechnet JSV-Neuzugang Szaundra Diedrich, bei diesem Turnier erstmals für Speyer im Einsatz, erzielte den entscheidenden Punkt, um den JSV im Endkampf gegen JC Cortaillod uneinholbar mit 3:1 in Führung zu bringen. Insgesamt kam die aus Bottrop in die Pfalz gewechselte Diedrich zu zwei Siegen und einer Niederlage in den drei Runden - die gleiche Bilanz wiesen Verena Thumm und Abigél Joó auf, während Johanna Müller und Hedvig Karakas mit perfekten Bilanzen von drei Siegen in drei Kämpfen glänzten. Schon bei der Auslosung am Freitag war klar geworden, dass der einzige deutsche Vertreter in Turnier nicht unbedingt ein Außenseiter sein würde.
Die Anhand der Weltranglistenplätze der Mannschaftsmitglieder errechnete Setzliste ergab, dass der JSV Speyer als eine von vier gesetzen Teams ein Freilos in der ersten Runde erhielt. So konnten Nadine Lautenschläger und ihr Team in Ruhe von der Tribüne aus dem Auftaktgegner zuschauen, um dann am frühen Nachmittag ins Turnier einzusteigen. Gegen das französische Team JCE Argenteuil bestritt Verena Thumm den Auftakt in der Kategorie bis 52 Kilogramm. Im Gegensatz zur Bundesliga wurde nur in fünf Gewichtsklassen und in nur einem Durchgang gekämpft. Thumm geriet zwar früh in Rückstand, konnte den Kampf aber drehen und sogar vorzeitig gewinnen. Anschließend setzte sich Johanna Müller in einem extrem engen Duell im Golden Score (Verlängerung) durch, bevor die Ungarin mit einem furiosen schnellen Sieg gegen die Weltklasseathletin Sara Loko ein dickes Ausrufezeichen setzte und den JSV uneinholbar mit 3:0 in Front brachte. Szaundra Diedrich musste ihren Kampf zwar knapp abgeben, doch Abigél Joó brachte den letzten Punkt zum souveränen 4:1 für Speyer nach Hause.
Im Halbfinale wartete mit dem AS Mulhouse ein weiterer französischer Vertreter. Der Ablauf der Kämpfe war zunächst der gleiche: Thumm und Müller legten vor, und Hedvig Karakas besiegelte mit dem 3:0 den vielumjubelten Finaleinzug. Szaundra Diedrich legte mit ihrem ersten Sieg für den JSV nach, als sie das prestigeträchtige deutsche Duell gegen die für Mulhouse startende Iljana Marzok gewann. Das Abigél Joó im Schlusskampf den Ehrenpunkt an ihre Gegnerin abgeben musste, störte dann niemanden mehr.
Für das Finale gegen die Schweizer setzte Nadine Lautenschläger zum dritten Mal auf die gleiche Aufstellung, und wurde nicht enttäuscht. Zwar musste Verena Thumm den ersten Kampf abgeben, zeigte aber gegen die Weltranglistenzweite aus Brasilien ein sehr starke Leistung und unterlag erst Sekunden vor Ende der Kampfzeit. Müller sorgte postwendend für den Ausgleich und Karakas brachte Speyer in Führung. Als Diedrich dann den „Matchball“ zum 3:1 verwandelte, kannte der Jubel im Speyerer Team und unter den zahlreichen mitgereisten Fans keine Grenzen mehr. Die Siegesfeier hatte schon begonnen, bevor Abigél Joó den Punkt zum 4:1-Endstand einfuhr.
„Ich hatte am Anfang des Tages nicht damit gerechnet, dass wir gewinnen aber die Mädels überraschen mich immer wieder aufs Neue und die Speyerer Fans, die die Halle stimmungsmäßig übernommen haben, haben uns zusätzlich nach vorne gepusht. Als erstes deutsches Team hier zu gewinnen - das ist echt ein geiler Jahresabschluss“, freute sich die JSV-Teamchefin über den Erfolg. Die JSV-Frauen erhielten nicht nur den Pokal und das Preisgeld in Höhe von 5000 Euro, sondern auch die Qualifkation für die „Golden League“ die „Champions League“ des Judo, im kommenden Jahr - eine weitere Premiere und ein weiteres internationales Abenteuer für das JSV-Team kann also jetzt schon eingeplant werden.